MS: Ursachen, Symptome und Krankheitsverlauf

Wer das Stichwort „Multiple Sklerose“ hört, gerät leicht in Angst – zu groß sind die Assoziationen in Richtung Aufgabe eines selbständigen Lebens.

Welche Faktoren eine Erkrankung an multipler Sklerose befördern, ist bisher nicht gänzlich erforscht. Die Wissenschaft geht davon aus, dass multiple Sklerose als Autoimmunerkrankung zu betrachten ist. Die Kombination bestimmter Erbanlagen und Umwelteinflüsse gilt als Auslöser einer Fehlreaktion des persönlichen Abwehr- und Immunsystems. Unübersehbar ist das familiär gehäufte Auftreten von MS. Verwandte ersten Grades haben ein 25fach erhöhtes Risiko, selbst einmal an multipler Sklerose zu erkranken. Forschungsergebnisse deuten auf eine begünstigende Wirkung erblicher Faktoren bei der Entstehung von MS hin, keinesfalls aber auf eine Erbkrankheit im klassischen Sinne, welche von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Die Bandbreite der Symptome ist sehr groß: Sie reicht von Empfindungsstörungen über Sehstörungen bis hin zu Lähmungen. Das impliziert vor allem Kraftlosigkeit, Ermüdungsneigungen, Darmentleerungs- und Sprechstörungen, Koordinationsprobleme, Unsicherheiten beim Sehen und Gehen sowie psychische Störungen. Auch kommt es zu krampfhafter Muskelspannung (Spastik), die für Gangstörungen der MS-Erkrankten typisch ist. Multiple Sklerose wird auch als die „Krankheit mit 1000 Gesichtern“ bezeichnet.

Der Krankheitsverlauf entzieht sich im Einzelfall einer Prognose. In der Regel – zumindest anfangs – ist von einem sogenannten remittierenden Verlauf in Schüben auszugehen. Dabei kommt es in verschiedenen Zeitintervallen zu Krankheitssymptomen. Letztere bilden sich jedoch nach einer gewissen Zeit spontan oder infolge einer Therapie weitgehend zurück. In 50 Prozent der Fälle folgt auf den schubförmigen Verlauf irgendwann ein fortschreitender Verlauf. Einige Patienten leiden auch an einer, gleich zu Beginn chronisch fortschreitenden Form der multiplen Sklerose.

Behandlung mit Interferonen, Cannabis & Co.

Die Diagnose „Multiple Sklerose“ muss keinesfalls ein späteres Leben im Rollstuhl bedeuten: In weniger als fünf Prozent kommt es nach einigen Jahren zu schwerer Behinderung. Wenn sich MS zwar bis heute nicht vollkommen heilen lässt, so gelingt doch inzwischen wenigstens eine Reduktion der Schubhäufigkeit mittels entsprechender Medikamente (Immunmodulation). Zu den am häufigsten verwendeten Wirkstoffen in Sachen Immunmodulation zählen neben Interferonen insbesondere Azathioprin, Cyclophosphamid, Glatirameracetat und Methotrexat. Darüber hinaus erweist sich Kortison bei der Behandlung von Entzündungen in der Phase eines akuten Schubes als wirksames Medikament. Auch Cannabis gelangt zum Einsatz - bei schmerzhafter Muskelstarre (Spastik) sowie Schlafstörungen. In Zukunft dürften vermehrt Statine zum Einsatz kommen. Die als Cholesterinsenker bekannten Arzneimittel befördern offenbar eine Reduktion der Krankheitsschübe.

Traditionelle Chinesische Medizin & Hilfsmittel

Auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit Akupunktur & Co verspricht Hilfe bei multipler Sklerose. Ihr ganzheitlicher Ansatz, der sowohl die körperliche als auch die psychische Ebene im Blick hat, kann maßgeblich zur Steigerung der Lebensqualität beitragen. Und da bekanntermaßen gutes Allgemeinbefinden wie eine Bremse auf jede Erkrankung wirkt, hat auch multiple Sklerose weniger Chancen, den Betroffenen das Leben schwer zu machen.

Entsprechend der unzähligen Symptome und Funktionsstörungen bei MS gestalten sich auch die Möglichkeiten der Hilfestellung. Hilfsmittel helfen Funktionsdefizite auszugleichen, Funktionen zu trainieren und Grundbedürfnisse des täglichen Lebens zu erleben. Dazu gehören Strumpf- und Hosenanziehhilfen genauso wie ein ergonomisch geformtes Besteck, Werkzeuge zum Schneiden, Raspeln, Öffnen etc. in der Küche, Schreib- und Trinkhilfen genauso wie Mobilitätshilfen à la Rollator & Co. Mit ein wenig Geschick und Phantasie lassen sich solche Hilfsmittel auch selbst basteln, so zum Beispiel eine Trinkhilfe auf einer Büroklammer. Einen Überblick über die Bandbreite der angebotenen Hilfsmittel lässt sich im Heilmittelverzeichnis der Gesetzlichen Krankenversicherungen gewinnen. Auch Ergotherapeuten helfen den Betroffenen gerne weiter genauso wie die örtlichen Sanitätsfachgeschäfte.

Bei all diesen hoffnungsvollen Maßnahmen darf nicht vergessen werden, dass die MS-Patienten immer in einer mehr oder weniger großen Ungewissheit leben, wie sich ihre Krankheit künftig entwickeln wird: Eine Prognose über den weiteren Krankheitsverlauf ist kaum möglich – zweifellos eine große Belastung für die MS-Patienten und ihre Angehörigen. Wie auch immer - im Fokus der Behandlung steht das Aufrechterhalten von Selbständigkeit und Lebensqualität der Patienten. Ein guter Weg - auf geht's!